Pilze selber züchten: Frische Austernpilze (Pleurotus)
Träumst du davon, frische, aromatische Pilze zu ernten, ohne dafür in den Wald gehen zu müssen? Mit unserer einfachen Indoor-Methode kannst du köstliche Austernpilze (Pleurotus ostreatus) ganz leicht zu Hause züchten. Das Beste daran? Du brauchst nicht viel Platz und kannst dabei kreativ werden, welche Behälter du verwendest!
Was du benötigst (Rezept für ca. 2,5 kg Substrat):
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Substrat: 1 kg Strohpellets (erhältlich in Tierfachhandlungen)
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Wasser: 1,5 Liter kochendes Wasser
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Zusätze (optional, aber empfohlen):
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10 g Gips (für Struktur, aus dem Baumarkt)
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5 g Kalk (für den richtigen pH-Wert, aus dem Baumarkt)
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Behälter: Ein großer, hitzebeständiger Eimer zum Mischen und Pasteurisieren. Später beliebige Behälter mit Löchern (siehe unten).
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Werkzeuge: Wasserkocher, Schöpfkelle, Sprühflasche, eventuell ein Messer zur Ernte.
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Schritt 1 & 2: Substrat vorbereiten & Pasteurisieren
Zuerst bereiten wir das Nährmedium für unsere Pilze vor. Gib die Strohpellets, eine kleine Menge Gips und Kalk in einen großen Eimer. Der Gips sorgt für eine gute Struktur, der Kalk für den richtigen pH-Wert. Anschließend übergießt du die Mischung mit kochendem Wasser. Das heiße Wasser pasteurisiert das Substrat – das tötet unerwünschte Keime ab, lässt aber die guten Mikroorganismen leben, die für die Pilze wichtig sind. Verrühre alles gut und schließe den Eimer.

Schritt 3 & 4: Abkühlen & Beimpfen
Lass das Substrat nun vollständig abkühlen – am besten über Nacht. Es ist sehr wichtig, dass es nicht mehr heiß ist, da die Pilzbrut sonst Schaden nehmen könnte. Ist das Substrat auf Raumtemperatur abgekühlt, gibst du die Austernpilz-Pilzbrut hinzu und vermischst sie sorgfältig mit dem Substrat. Achte dabei auf Sauberkeit, um Kontaminationen zu vermeiden.

Schritt 5: Abfüllen in die Wachstumbehälter
Jetzt wird es spannend und du kannst deine Kreativität spielen lassen! Fülle das beimpfte Substrat in deine vorbereiteten Wachstumbehälter ab. Hier sind die Möglichkeiten vielfältig:
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Eimer mit Bohrlöchern: Eine bewährte Methode. Bohre einfach Löcher (ca. 1-2 cm Durchmesser, im Abstand von 10-15 cm) rundherum in einen sauberen Eimer.
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Schlauchfolien oder robuste Plastikbeutel: Fülle das Substrat in spezielle Pilzzuchtbeutel oder hitzebeständige Schlauchfolien. Auch hier schneidest du später kleine Öffnungen, aus denen die Pilze wachsen können.
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Einmachgläser: Für kleinere Mengen oder zum Experimentieren eignen sich auch große Einmachgläser, in deren Deckel du Luftlöcher bohrst.
Das Wichtigste ist, dass die Behälter eine Möglichkeit bieten, dass später Luft an das Myzel kommt und die Pilze herauswachsen können.

Schritt 6: Inkubation – Das Myzel übernimmt die Arbeit
Stelle die gefüllten Behälter nun an einen dunklen, ruhigen Ort bei Raumtemperatur (ideal sind ca. 20-24°C). In dieser Phase, der sogenannten Inkubation, breitet sich das Pilzmyzel (das weiße Wurzelwerk der Pilze) durch das gesamte Substrat aus. Du wirst sehen, wie sich das Substrat allmählich weiß färbt – ein Zeichen dafür, dass das Myzel kräftig wächst und das Substrat kolonisiert. Dieser Prozess dauert je nach Temperatur und Pilzstamm etwa 2-4 Wochen. Geduld ist hier der Schlüssel!
Schritt 7: Fruktifikation – Pilze zum Wachsen anregen
Sobald das Substrat vollständig von weißem Myzel durchwachsen ist (es sollte kaum noch unverfärbtes Substrat sichtbar sein), ist es Zeit, die Pilze zum Fruchten anzuregen. Stelle die Behälter an einen Ort mit indirektem Licht – kein direktes Sonnenlicht, aber auch nicht stockdunkel. Ein Platz in der Nähe eines Fensters ist oft ideal.
Der wichtigste Faktor jetzt ist Feuchtigkeit. Austernpilze lieben eine hohe Luftfeuchtigkeit, um Fruchtkörper zu bilden. Besprühe die Löcher in deinem Behälter (oder die Öffnungen in den Folien) mehrmals täglich großzügig mit Wasser. Ziel ist es, die Oberfläche feucht zu halten, aber nicht durchnässt. Achte auch auf frische Luft, indem du den Raum regelmäßig lüftest oder die Behälter kurz lüftest, falls sie abgedeckt sind.
Nach einigen Tagen bis zu einer Woche wirst du kleine, knopfartige Gebilde an den Löchern entdecken – das sind die ersten Pilzprimordien!

Schritt 8: Die Ernte – Dein frischer Pilzgenuss
Sobald die Pilze sichtbar gewachsen sind, geht es sehr schnell. Innerhalb weniger Tage entwickeln sich aus den kleinen Primordien prächtige Pilzcluster. Ernte die Pilze, wenn die Hutränder der größten Pilze noch leicht nach unten gerollt sind und kurz bevor sie sich vollständig abflachen oder die Sporen freisetzen (was sich als feiner weißer Staub bemerkbar machen kann).
Zum Ernten packst du einen Pilzcluster vorsichtig an der Basis und drehst ihn vorsichtig ab oder schneidest ihn mit einem sauberen Messer direkt am Substrat ab. Achte darauf, keine Substrat-Reste im Loch zu lassen, da dies Fäulnis fördern könnte.

Dein Pilz-Abenteuer ist noch nicht vorbei! Aus deinem Koloniebehälter kannst du dich auf zwei bis drei Flushes (Erntewellen) freuen, bevor das Myzel erschöpft ist. Doch selbst dann ist das Ende nicht das Ende: Das abgeerntete Substrat ist ein hervorragender Dünger und kann sogar noch Überraschungen bereithalten. Grabe es einfach in einem schattigen Bereich deines Gartens ein, um ein neues Pilzbeet anzulegen – vielleicht beschert es dir eine unerwartete zweite Ernte im Freien! Solltest du keinen Garten haben, ist die Entsorgung über den Biomüll oder Kompost ebenfalls eine umweltfreundliche Option. Wir wünschen dir viel Freude und leckere Mahlzeiten mit deinen selbst gezogenen Austernpilzen!





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