So legst Du ein ertragreiches Pilzbeet an
Träumst Du von einer reichen Pilzernte direkt vor Deiner Haustür? Mit etwas Vorbereitung und dem richtigen Wissen kannst Du Deinen Garten in ein wahres Paradies für Speisepilze verwandeln. In dieser Anleitung zeigen wir Dir, wie Du mit Pilzbrut und einfachen Materialien wie Stroh, Sägemehl oder Kompost ein Pilzbeet für köstliche Austernseitlinge, aromatische Shiitake oder den einzigartigen Schopftintling anlegst.
Die Wahl des richtigen Pilzes und Substrats
Nicht jeder Pilz wächst auf dem gleichen Nährboden. Daher ist die Wahl des richtigen Substrats entscheidend für Deinen Erfolg.
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Austernseitlinge (Pleurotus ostreatus): Diese anspruchslosen und schmackhaften Pilze gedeihen hervorragend auf Stroh. Sie sind ideal für Anfänger und belohnen Dich oft schon nach wenigen Wochen mit der ersten Ernte.
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Shiitake (Lentinula edodes): Der aus der asiatischen Küche bekannte Shiitake-Pilz bevorzugt ein Substrat aus Sägemehl oder Holzhäckseln von Laubbäumen, wie Buche oder Eiche. Der Anbau ist etwas anspruchsvoller, aber der einzigartige Geschmack ist die Mühe wert.
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Schopftintling (Coprinus comatus): Auch "Spargelpilz" genannt, ist ein coprophiler, also "mistliebender" Pilz. Er liebt nährstoffreiche Böden und gedeiht prächtig auf einer Mischung aus Kompost, Pferdemist und Stroh. Er wächst schnell und ist ein besonders interessanter Kandidat für den Garten.
Der perfekte Standort: Schattig und feucht
Alle hier genannten Pilze mögen es gerne schattig und feucht. Ein idealer Platz für Dein Pilzbeet ist daher:
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Unter Bäumen oder größeren Sträuchern: Sie spenden natürlichen Schatten und schützen das Beet vor direkter Sonneneinstrahlung.
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An einer Nordwand des Hauses oder einer Mauer.
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In einer windgeschützten Ecke Deines Gartens.
Vermeide offene, sonnige Flächen, da das Substrat dort schnell austrocknet und das Pilzwachstum gehemmt wird.
Materialliste für Dein Pilzbeet
Für Dein Projekt benötigst Du folgende Materialien:
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Pilzbrut (Körnerbrut) oder Pilzsubstrat: Je nach Wunsch für Austernseitlinge, Shiitake oder Schopftintling.
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Substrat: Unbehandeltes Stroh (für Austernseitlinge), Laubholz-Sägemehl/-Häcksel (für Shiitake) oder eine Mischung aus reifem Kompost, gut abgelagertem Pferdemist und etwas Stroh (für Schopftintling).
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Spaten zum Ausheben der Grube.
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Einen großen Behälter (z.B. eine Wanne oder ein Fass) zum Wässern des Substrats.
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Pappe (unbedruckt) als unterste Schicht gegen Unkraut.
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Gartenschlauch oder Gießkanne.
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Optional: Drainage-Schicht aus Kies oder Sand bei sehr lehmigem Boden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Pilzbeet
Die beste Zeit, um ein Pilzbeet anzulegen, ist das Frühjahr nach dem letzten Frost oder der frühe Herbst.
Schritt 1: Das Substrat vorbereiten
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Für Austernseitlinge (Stroh): Weiche das Stroh für mindestens 12 Stunden, am besten über Nacht, in einem großen Behälter mit Wasser ein. Das Stroh sollte sich vollständig mit Wasser vollsaugen.
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Für Shiitake (Sägemehl/Holzhäcksel): Auch das Sägemehl oder die Holzhäcksel müssen gut durchfeuchtet werden. Übergieße das Material mit heißem Wasser und lasse es für mehrere Stunden quellen und anschließend auf unter 25°C abkühlen.
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Für Schopftintling (Kompost-Mist-Mix): Mische gut verrotteten Kompost mit abgelagertem (mind. 3 Monate alt) Pferdemist im Verhältnis 2:1. Gib eine Handvoll kurzes, ebenfalls eingeweichtes Stroh hinzu, um die Struktur aufzulockern. Das Substrat sollte erdfeucht, aber nicht tropfnass sein.
Schritt 2: Die Grube ausheben
Hebe an dem gewählten schattigen Standort eine Grube von etwa 50 x 50 cm und einer Tiefe von 20-25 cm aus. Lege den Boden der Grube mit einer Schicht unbedruckter Pappe aus. Dies unterdrückt das Wachstum von Unkraut von unten.
Schritt 3: Das Beet schichten und beimpfen
Nun beginnt der eigentliche "Impfprozess":
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Drücke das gewässerte Substrat (Stroh, Sägemehl) leicht aus, sodass kein Wasser mehr heraustropft. Das Kompost-Substrat für den Schopftintling sollte bereits die richtige Feuchtigkeit haben.
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Fülle eine etwa 10 cm hohe Schicht des feuchten Substrats in die Grube.
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Zerbrösele die Pilzbrut (Körnerbrut) oder das Pilzsubstrat und verteile die Hälfte davon gleichmäßig auf der Substratschicht.
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Gib nun die restliche Hälfte des Substrats auf die Pilzbrut.
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Verteile die zweite Hälfte der Pilzbrut auf dieser Schicht.
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Drücke das Ganze leicht an, um einen guten Kontakt zwischen Brut und Substrat zu gewährleisten.
Schritt 4: Abdeckung und erste Pflege
Bedecke das beimpfte Substrat mit einer dünnen Schicht (ca. 2-3 cm) Material.
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Für Austernseitlinge und Shiitake: Nutze Gartenerde oder Rindenmulch.
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Für Schopftintlinge (wichtig!): Verwende eine nährstoffarme Deckerde (z.B. eine Mischung aus Torf und Sand oder spezielle Deckerde aus dem Fachhandel). Diese Schicht signalisiert dem Myzel, dass es die Oberfläche erreicht hat und regt die Fruchtkörperbildung an.
Gieße das frisch angelegte Beet vorsichtig mit einer Gießkanne oder einem sanften Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch.
Die Pflege des Pilzbeetes: Geduld und Feuchtigkeit
Die wichtigste Pflegemaßnahme für Dein Pilzbeet ist die regelmäßige Kontrolle der Feuchtigkeit. Das Beet sollte sich immer leicht feucht anfühlen, aber niemals staunass sein. Das Pilzmyzel wird nun beginnen, das Substrat zu durchwachsen. Dieser Prozess dauert je nach Pilzart und Witterung einige Wochen bis Monate.
Die ersehnte Ernte: Frische Pilze aus dem eigenen Garten
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Austernseitlinge zeigen sich oft schon nach 4-8 Wochen. Ernte die ganze Traube, wenn die Hutränder noch leicht nach unten gebogen sind.
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Shiitake-Pilze benötigen in der Regel mehrere Monate. Ernte die einzelnen Pilze, wenn die Hüte gut ausgebildet sind, und schneide sie mit einem Messer ab.
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Schopftintlinge können bereits nach einigen Wochen erscheinen, meist im Spätsommer oder Herbst. Hier ist Eile geboten! Ernte die Schopftintlinge, solange sie noch jung, fest und komplett weiß sind und der Hut noch geschlossen am Stiel anliegt. Sobald sich der Hut öffnet und beginnt, sich rosa zu verfärben, setzt die "Autodigestion" ein und der Pilz zerfließt innerhalb weniger Stunden zu einer schwarzen Tinte. Geerntete Schopftintlinge müssen noch am selben Tag verarbeitet werden!
Nach einer Erntewelle benötigt das Myzel eine Erholungsphase. Halte das Beet weiterhin feucht, und nach einiger Zeit wird es Dich mit weiteren leckeren Pilzen beschenken. Ein gut gepflegtes Pilzbeet kann über mehrere Jahre hinweg Erträge liefern.
Mit dieser Anleitung steht Deinem eigenen Pilz-Abenteuer im Garten nichts mehr im Wege. Viel Erfolg und eine reiche Ernte!
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